HALTET EURE BAKCHEN

… haltet sie ganz fest, denn sie sind rot und warm und ohne sie seid ihr nur ein Totenkopf.

von Peter Neugschwentner und Theaterkollektiv Bäklaba mit Josef Bäcker und Predrag Kalaba


Es ist Krieg in der Welt. Ein Döner kostet acht Euro und wenn erstmal die Miete und der Strom überwiesen sind, stellt sich die Frage: Kann ich mir neben dem billig Müsli noch diese Spezial-Pastas leisten, oder sind es doch wieder die Nudeln aus der Aldi-Eigenmarke?

Mit welchen Ressourcen soll man da noch an Kunst denken?

Im antiken Drama „Die Bakchen“ von Euripides stellt sich diese Frage nicht. König Pentheus hat beschlossen, dass Dionysos, der Gott des Weines, des Theaters und der Party, in seiner Stadt keinen Raum hat. Doch genau dieser Gott rächt sich. Er sagt: Wie könnt ihr es wagen, zu behaupten, ich habe keinen Wert? Was versteht ihr jämmerlichen Menschen denn von dieser Welt und von euch selbst? Gar nichts! Und genau so wenig versteht ihr, wie unumgänglich wichtig Tanzen, Feiern und Singen sind!

Er verwandelt die Frauen der Stadt in Bakchen – tanzende, singende Rauschwesen – und lässt sie das Militär und schließlich den König zerfetzen.

So strikt wie der antike Pentheus sind die Herrschenden der Gegenwart selten. Sie lassen halbherzige Kultur passieren, damit die Leute das Gefühl von Brot und Spielen haben. Doch das ist zu wenig.

In „HALTET EURE BAKCHEN“ hat das Gefolge des Dionysos kaum genug Geld, um über die Runden zu kommen. Der König von Krefeld macht ihnen einen Deal: „Amüsiert meine Eltern und ich fördere eure Projekte.“ Sie gehen den Deal ein, doch es eskaliert. Anstatt den Eltern des Königs ein Lächeln zu schenken, versetzen die Bakchen sie in einen alptraumhaften Rausch, der sie daran erinnert: Ein Mensch zu sein heißt mehr, als nur überleben.